Was steckt hinter ChatGPT – und was nicht?
Jeder hat Schlüsselereignisse, die sich ins Gedächtnis eingebrannt haben. Durch die IT-Brille betrachtet sind diese für unseren Autor Rainer Hattenhauer sein erster Computer (ein Atari 800 XL), die Erfindung der Beschreibungssprache HTML durch Tim Berners-Lee im Jahr 1989 – quasi die DNA des modernen World Wide Web –, die Vorstellung des ersten iPhones durch Steve Jobs im Jahr 2007 sowie die erste VR-Brille. Und seit neuestem auch die künstliche Intelligenz ChatGPT. Über dieses Tool spricht aktuell jeder. Doch was steckt dahinter? In diesem Artikel bekommst Du einen ersten Überblick über die Funktionen und Potenziale.
Was ist ChatGPT?
Bevor Du Dich direkt ins KI-Getümmel stürzt, stellt sich zunächst die Frage, mit wem oder was wir es da überhaupt zu tun haben. Ein Chatbot ist zunächst einmal ein Computerprogramm, mit dem man sich in natürlicher Sprache unterhalten kann. Die Kommunikation erfolgt über Prompts – das sind Anweisungen oder Befehle, die Du schriftlich an das Programm stellst. Textgenerative KI-Bots antworten ebenfalls in natürlicher Sprache, während bildgenerative KI-Bots Bilder als Antwort auf einen Prompt liefern.
Wie funktionieren Prompts?
Was genau passiert nach der Eingabe eines Prompts? Du hast sicher schon einmal beobachtet, dass nach der Eingabe einiger Wörter auf der virtuellen Tastatur Deines Smartphones neue Wortvorschläge oberhalb des Buchstabenfeldes erscheinen, die Du durch Antippen für die Fortsetzung Deines Textes verwenden kannst. Diese Wortvorschläge stammen aus Wörterbüchern und werden anhand Deines Textes als nächstwahrscheinliche Wörter vorgeschlagen. Während das Wörterbuch für die Handytastatur jedoch nur einige hunderttausend Wörter und ihre Kontexte enthält und dafür wenige Megabyte an Speicherplatz benötigt, sind in Sprachmodellen wie GPT & Co. mehrere Terabyte an Wörtern gespeichert.
Ein Prompt in ChatGPT wird nach Schlüsselwörtern durchsucht, und das Sprachmodell gibt nach dem Zufallsprinzip Wortfolgen oder ganze Sätze aus, die in den Kontext der durch den Prompt formulierten Fragestellung passen. Weiterhin lernt ChatGPT im Laufe einer Kommunikation dazu, wenn du den Bot mit weiteren Informationen fütterst.
Das oben beschriebene Funktionsprinzip zeigt zunächst, was ein Chatbot (noch) nicht ist bzw. (noch) nicht sein kann: eine generalisierte, universelle Intelligenz, die das menschliche Denken in den Schatten stellt. Vielmehr ist es ein zufallsbasierter, intelligenter und lernfähiger Textgenerator, der sich durchaus auch einmal irren bzw. Unsinn verbreiten kann. In diesem Fall spricht man von Halluzinieren der KI.
Von starken und schwachen künstlichen Intelligenzen
Eine schwache künstliche Intelligenz ist ein Programm, das auf spezifische Aufgaben fokussiert ist und nur innerhalb dieses Bereichs arbeitet. Ein Beispiel ist die Erkennung von Objekten in der Google-Bildsuche.
Eine starke künstliche Intelligenz besitzt menschenähnliche Fähigkeiten und kann komplexe Aufgaben meistern, ist also nicht auf ein spezielles Themengebiet trainiert worden. Ein Beispiel ist, wenn die Google-Bildidentifikations-KI ohne spezielles Training auch Musikstücke identifizieren könnte.
Noch ein Stück weiter geht die allgemeine künstliche Intelligenz, die sich flexibel verschiedenen Aufgaben anpassen kann und menschliche Intelligenz in vielen Bereichen nachahmt oder sogar übertrifft. Das wäre dann der Fall, wenn einem KI-System nur die Regeln eines Spiels beigebracht werden müssten und es dann unmittelbar meisterliche Fähigkeiten zeigte. Was genau KI mit Spielen zu tun hat, erfährst Du in unserem → Artikel »KI verstehen: Was ist Q-Learning?«.
Hype oder Realität?
Es ist erstaunlich, was für einen triumphalen Siegeszug allein das KI-Frontend ChatGPT seit November 2022 hinter sich gebracht hat. Hier siehst Du in welchen Zeiträumen einige der beliebtesten Internetdienste die magische Grenze von 1 Million Benutzern überschritten haben – ChatGPT ist dabei einsamer Spitzenreiter!
Name des Dienstes | Zeit bis zur Überschreitung von 1 Million aktiver Nutzer |
---|---|
Netflix | 3,5 Jahre |
2 Jahre | |
10 Monate | |
Dropbox | 7 Monate |
Spotify | 5 Monate |
2,5 Monate | |
ChatGPT | 5 Tage |
(Quelle: faz.net)
Noch beeindruckender ist die Tatsache, dass ChatGPT für das Überschreiten der Schwelle von 100 Millionen Nutzern lediglich 2 Monate benötigte – zum Vergleich: TikTok benötigte zum Erreichen dieser Nutzerzahlen 9 Monate. Doch was steckt hinter diesem enormen Erfolg? Ist ChatGPT bzw. das zugrunde liegende Sprachmodell wirklich die sehnlichst erwartete allgemeine, zu selbstständigem Denken befähigte künstliche Intelligenz? Nach dem aktuellen Wissensstand ist diese Frage eindeutig zu verneinen. ChatGPT ist der Kategorie der schwachen künstlichen Intelligenzen zuzuordnen.
Nach der ersten Ernüchterung, dass wir es bei ChatGPT, DALL-E, Midjourney, DeepL Write unc Co. (noch) nicht mit starken künstlichen Intelligenzen zu tun haben, macht sich beim alltäglichen Umgang mit den Werkzeugen dennoch unbändige Begeisterung bei der Mehrzahl aller Anwender*innen breit. Zum Beispiel hilft Dir KI dabei, Deine Texte zu optimieren, verfeinert künstlerische Werke, unterstützt Dich beim Lernen oder bringt Dich im Berufsalltag weiter. In seinem neuen Buch »ChatGPT & Co.« zeigt Dir Rainer Hattenhauer alle Möglichkeiten detailliert auf, selbst wenn Du bisher keinerlei Vorkenntnisse auf diesem Gebiet hast. Unser Autor möchte Dich nicht nur informieren, sondern auch inspirieren. Jedes Kapitel enthält nützliche Beispiele und Werkzeuge, mit denen Du die vorgestellten Konzepte sofort in die Praxis umsetzen kannst. Dieses Buch soll eine Brücke schlagen zwischen der oft unverständlichen Welt der Technologie und Deinem Alltag, indem es zeigt, wie KI Dir wirklich nützen kann.
Lesetipps zu KI in der Bildung
Werden unsere Kinder in Zukunft von Robotern unterrichtet? Sind KI-Tools Fluch oder Segen für Schulen und Hochschulen? Es ist, wie es ist: ChatGPT & Co. machen die Klugen klüger und die Dummen dümmer. Oder wie es im angloamerikanischen Sprachgebrauch heißt: »A fool with a tool is still a fool«. Doch bei intelligentem Einsatz bietet ChatGPT viel Potenzial: Lehrende an Schulen und Hochschulen werden zwar nicht gleich ersetzt, aber doch sinnvoll ergänzt. Wie genau, das erläutert Dir unser Autor Rainer Hattenhauer. Zusätzlich hat er nützliche Tipps für den Umgang mit ChatGPT für Lehrer*innen und Schüler*innen parat. Auf unseren weiteren Wissensseiten findest Du praktische Prompts, die Du direkt einsetzen kannst:
→ KI für Schüler*innen: Prompts und Tipps für den Lernalltag
→ KI für Lehrer*innen: Prompts und Tipps für die Unterrichtsvorbereitung
Die Inhalte auf dieser Seite stammen aus dem Buch »ChatGPT & Co.«. © Rheinwerk Verlag (1), generiert mit ImageFlash (2,3)
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