Porträtfotografie: Tipps für kreative Shootings
Du bist auf der Suche nach einer spannenden Location für dein nächstes Fotoshooting? Ob im Café, im Park oder im urbanen Raum – ausdrucksstarke Porträts kannst du an jeder Ecke machen! Dafür braucht es nicht viel: Schon mit einer einfachen Ausrüstung sowie ein paar Tipps, Tricks und Kniffen gelingen dir überall beeindruckende Bilder.
In diesem Artikel zeigt dir Fotograf, Filmemacher und Buchautor Vitali Brikmann drei spannende Foto-Locations, die in fast jeder Stadt zu finden sind. Neben den technischen Basics verrät er dir, wie du Available Light geschickt nutzt und deinen Bildern das gewisse Etwas verleihst.
Porträtfotografie: Tipps für kreative Shootings
Du bist auf der Suche nach einer spannenden Location für dein nächstes Fotoshooting? Ob im Café, im Park oder im urbanen Raum – ausdrucksstarke Porträts kannst du an jeder Ecke machen! Dafür braucht es nicht viel: Schon mit einer einfachen Ausrüstung sowie ein paar Tipps, Tricks und Kniffen gelingen dir überall beeindruckende Bilder.
In diesem Artikel zeigt dir Fotograf, Filmemacher und Buchautor Vitali Brikmann drei spannende Foto-Locations, die in fast jeder Stadt zu finden sind. Neben den technischen Basics verrät er dir, wie du Available Light geschickt nutzt und deinen Bildern das gewisse Etwas verleihst.
Location-Tipp 1: Porträts im Café
In vielen Cafés sehen Möbel und Dekoration sehr spannend aus und bieten ideale Kulissen für Fotoshootings. Durch große Fenster fällt genügend Licht in den Raum, und das Menü lädt zu einem Latte macchiato vor dem Shooting ein. Das ist eine tolle Möglichkeit, mit dem Model ins Gespräch zu kommen, um eventuell die Anspannung zu lösen und sich besser kennenzulernen.
Darf ich hier fotografieren?
Wenn du ein Café gefunden hast, das du spannend findest (entweder über die Google-Suche oder beim Spaziergang durch die Stadt), dann solltest du auf jeden Fall vorher fragen, ob es in Ordnung wäre, wenn du hier zusammen mit dem Model ein paar Porträtbilder machst. Erwähne sehr deutlich, dass du die Gäste weder fotografieren noch stören wirst. Ich füge am Ende oft noch hinzu, dass ich beim Posten der Bilder selbstverständlich das Café auf Instagram verlinken werde.
Bisher haben weder die Betreiber des Cafés etwas dagegen gehabt noch Gäste sich beschwert. Übertreibe es aber nicht und vermeide Posen auf Tischen oder das Verrücken von Möbelstücken. Wenn du dann noch vor dem Shooting einen Kaffee bestellst, stehen deine Erfolgschancen, hier fotografieren zu dürfen, sehr gut.
Große Fenster
Das Erste, wonach ich Ausschau halte, wenn ich ein Café betrete, sind große Fenster. Denn je größer die Fenster, umso mehr Licht habe ich zur Verfügung. Viele Cafés haben Leuchten eingeschaltet, wodurch sich eine Mischlichtsituation ergibt. Versuche dann das Model so zu positionieren, dass es wenig vom künstlichen Licht abbekommt, dafür aber viel mehr vom natürlichen Tageslicht, das durch die Fenster fällt.
Auch eignen sich die Fenster, um das Model von draußen durch die Scheibe zu fotografieren. Experimentiere mit der Spiegelung, um gegebenenfalls andere Menschen auszublenden, die in der Nähe des Models im Café sitzen. Achtung: Wenn du frontal durch die Scheibe fotografierst, könntest du dich selbst im Fenster spiegeln.
Mehr zum Thema Licht erfährst du übrigens in dem Artikel zu den technischen Grundlagen der Fotografie.
Interieur
Viele Cafés werden immer kreativer, was die Inneneinrichtung betrifft. Fahrräder werden an Wände gehängt oder Baumstämme wachsen aus dem Boden. Diese Elemente kannst du kreativ nutzen, sofern sie das Bild unterstützen und nicht zu sehr vom Model ablenken. Hier ist es außerdem wichtig, das passende Outfit zu wählen.
Je wilder und kreativer das Interieur, desto schlichter kann das Outfit sein, da sonst schnell zu viele Reize für das Auge entstehen. Auch Sitzmöglichkeiten werden immer ausgefallener und bieten sich für Posen im Sitzen an. Falls du einen Stuhl weiter zum Fenster gerückt hast, achte darauf, ihn wieder zurück an den Tisch zu stellen.
Treppen
Viele Cafés haben mehrere Ebenen, sodass es dazwischen schöne Wendeltreppen gibt. Perfekt für das Fotografieren, solange genügend Licht auf das Gesicht des Models fällt und keine Gäste daran gehindert werden, diese Treppen zu benutzen. Treppen bieten für das Model auch eine schöne Möglichkeit, sich hinzusetzen oder anzulehnen.
Je nachdem, ob du dich am Anfang oder Ende der Treppe befindest, kannst du auch mit den Perspektiven spielen, also mit der Kamera von unten nach oben fotografieren oder von oben nach unten. Das muss man oft spontan davon abhängig machen, aus welcher Perspektive man keine anderen Gäste auf dem Bild hat und vor allem, an welcher Stelle das Licht schöner auf das Model fällt. Ich würde nicht empfehlen, direkt mit der Treppe anzufangen, da das oft die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zieht und das Model direkt zu Beginn schon sehr verunsichert sein könnte. Fangt lieber mit einer Tasse Kaffee oder Tee am Tisch an.
Tipps für dein Shooting
- Frage um Erlaubnis, bevor du anfängst zu fotografieren.
- Trinke vorher mit dem Model in Ruhe einen Tee oder Kaffee.
- Fotografiere in der Nähe von großen Fenstern.
- Wähle einen Hintergrund, der nicht zu sehr vom Model ablenkt.
- Suche interessante Sitzmöglichkeiten, und probiere verschiedene Perspektiven aus.
Location-Tipp 2: Im Stadtpark fotografieren
Ein Porträt-Shooting im Stadtpark lohnt sich zu jeder Jahreszeit: Im Frühling bieten blühende Sträucher schöne Hintergründe, während das Model im Winter zwischen Bäumen und Ästen posieren kann. Halte auch Ausschau nach einem Teich oder schönen Gebäuden wie einem Café – in Parks findest du viele spannende Motive.
Farbenfrohe Blüten
So ein Stadtpark kann sehr weitläufig sein und schnell überfordern: »Wo soll ich denn hier mit dem Model Fotos machen?« Wenn du dir einen Augenblick Zeit nimmst, um die Location gemeinsam mit dem Model zu erkunden, kannst du jedoch kleine interessante Spots finden – etwa einen Busch voller Blüten, der als Hintergrund dienen kann. Dadurch, dass die Äste unterschiedlich weit von der Kamera entfernt sind – manche sind weiter hinten, andere ragen nach vorn –, entsteht ein schönes Spiel aus Schärfe und Unschärfe.
Da Blüten dem Bild einen romantischen, sinnlichen Look verleihen, bietet es sich an, dass das Model die Augen schließt. Es ist aber auch möglich, dass das Model mit den einzelnen Blütenästen interagiert und beispielsweise mit einem Ast eine Gesichtshälfte verdeckt. Damit das Bild am Ende noch harmonischer wirkt, kannst du in der Bildbearbeitung die Blütenfarbe etwas verändern.
Man darf die Farben der Blüten auch gern verfremden, sofern es zum Gesamtbild passt. Da die Blüten oft knallige Farben haben, empfehle ich, das Outfit des Models eher schlicht zu halten, sonst kann das Bild schnell unruhig wirken. Du kannst aber auch ganz bewusst Komplementärfarben für das Outfit wählen, wenn du schon vorher weißt, mit welchen Blüten du shooten möchtest. In einem gelben Rapsfeld bietet es sich beispielsweise an, etwas Violettes zu tragen, da Violett die Komplementärfarbe zu Gelb ist.
Bäume und Äste
Oft findest du in Stadtparks Bäume, die optisch herausstechen, weil sie entweder ganz für sich stehen oder ihre Äste interessante Formen haben. Hier bietet es sich an, dass das Model mit dem Baum interagiert, indem es sich beispielsweise anlehnt oder zwischen mehreren Baumstämmen posiert. Es könnte auch auf einen Ast steigen, sofern keine Gefahr besteht, dass dieser abbricht und das Schuhwerk des Models dies zulässt.
Um den Blick auf das Model zu lenken, empfehle ich, mit einer offenen Blende zu fotografieren. Dadurch verschwimmt die Umgebung hinter dem Baum in Unschärfe und lenkt weniger ab. Wenn das Model zwischen zwei oder mehreren Baumstämmen steht, ergibt sich ein Rahmen, der den Fokus auf das Model richtet.
Tipp: Wenn die Bäume im Winter keine Blätter haben, kannst du den Stamm und die Äste ideal in Szene setzen. In den anderen Jahreszeiten sorgen die Blätter der Bäume für einen ganz anderen Look. Es lohnt sich, die Location zu verschiedenen Jahreszeiten zu besuchen und nach saisonalen Motiven Ausschau zu halten.
Am Wasser
Viele Stadtparks haben einen Teich oder See, der sich ideal als Hintergrund eignet. Wasser im Hintergrund bringt oft Ruhe ins Bild, und die Spiegelungen können je nach Lichteinfall ein sehr schöner Effekt sein. Manchmal gibt es sogar einen Steg oder eine Brücke, die sich perfekt als Fotospot für ein Shooting anbietet. Einen Springbrunnen, der im Hintergrund zu sehen ist, finde ich persönlich eher ablenkend und unnötig. Zu schnell ist man dazu verleitet, dort Bilder zu machen, weil es spektakulär aussieht. Da aber das Model im Fokus stehen soll, würde ich den Bildausschnitt so wählen, dass der Springbrunnen nicht zu sehen ist.
Hilfreiche Praxistipps
- Shoote nicht an den offensichtlichsten Spots im Stadtpark. Erkunde die Gegend in Ruhe.
- Nutze Äste und Sträucher als Hintergrund oder natürlichen Rahmen für das Model.
- Besuche den Stadtpark zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten.
- Grüne Wiesen können je nach Lichteinfall stark reflektieren und einen Grünstich im Gesicht des Models erzeugen. Halte lieber Ausschau nach Untergründen mit Erdtönen wie Laub oder Sand. Auch Schotter eignet sich gut.
- Schaue dir den Stadtpark eventuell bei Google Maps oder Google Earth an, um einen besseren Eindruck zu bekommen.
Vitali Brikmann: Fotograf, Filmemacher & Buchautor
Vitali Brikmann fotografiert und filmt überwiegend für B2B-Kunden im Bereich Recruiting, Events und Reportagen. Seine Leidenschaft gilt der Porträtfotografie. Auf YouTube und Instagram kannst du ihm bei seinen Shootings über die Schulter schauen und erhältst Tipps für gelungene Aufnahmen mit einfachen Mitteln. In seinem Podcast spricht Vitali offen und ehrlich über die Selbstständigkeit im Bereich Foto und Video und motiviert seine Hörer, am Ball zu bleiben. Sein aktuelles Herzensprojekt ist die Fotobusiness Academy. Hier hilft er Fotografen, ein nachhaltiges Fundament für ihr Business aufzubauen. Sein Motto: »Vergiss nie, warum du fotografierst!«. Mehr über Vitalis Arbeit erfährst du auf seiner Website.
Location-Tipp 3: Porträtfotos in der Stadt
Wenn du mit dem Model und der Kamera um die Häuser ziehen möchtest, um neue Locations zu entdecken, muss es keine Großstadt mit Wolkenkratzern sein. Es reicht auch oft die kleine Innenstadt um die Ecke.
Imposante Gebäude
Viele Städte haben schöne Rathäuser, Museen oder Theater. Diese Gebäude sehen von außen oft sehr spektakulär aus. Mal modern, mal antik – eine tolle Kulisse, die du für deine Shootings nutzen kannst. Säulen, Gänge und Stufen eignen sich, um Linien und Tiefe im Bild zu erzeugen.
Wenn du es dir etwas leichter machen möchtest, suchst du einen Hintergrund, auf dem nicht so viele Menschen zu sehen sind. Ansonsten musst du das Shooting immer wieder unterbrechen, um Passanten durchzulassen. Du kannst online die Öffnungszeiten ausfindig machen, sodass du eventuell zu einer Uhrzeit fotografierst, zu der beispielsweise das Theater oder das Museum geschlossen ist.
Tipp: Treppenstufen eignen sich auch gut, um das Model sitzend von oben zu fotografieren. So kannst du störende Elemente im Hintergrund leichter ausblenden.
Glasfassaden
Oft sind vor allem Gebäude, in denen große Veranstaltungen stattfinden, interessant für Fotoshootings. Vor diesen Gebäuden ist der Platz sehr weitläufig, dadurch ergibt sich eine große Freiheit bei der Positionierung des Models. Denn je nachdem, wie groß das Gebäude ist und welchen Teil du als Hintergrund auf dem Bild haben möchtest, muss das Model näher am oder weiter weg vom Gebäude stehen.
Besonders spannend sind Glasfassaden, die du an vielen modernen Gebäuden findest. Sie enthalten meist interessante Linien, und die Spiegelung des Himmels lässt sie vor allem an sonnigen Tagen blau leuchten. Zudem kann man auch mit der Spiegelung arbeiten, indem sich das Model gegen das Glas lehnt. Aber Vorsicht, oft haben Fenster auf Augenhöhe viele Fingerabdrücke oder Flecken, sodass man hinterher lange braucht, um diese Flecken in der Bildbearbeitung zu entfernen.
Daher nimm dir entweder Glasreiniger bzw. Brillenputztücher mit oder suche dir eine möglichst saubere Stelle zum Fotografieren. Wenn es die Möglichkeit gibt, ins Gebäude zu gehen, kann sich das Model auch innen vor das Fenster stellen und du machst ein Foto von außen. Du siehst, du hast viele Möglichkeiten, kreativ zu werden!
Urbaner Charme
Wenn du die Augen offen hältst, kannst du auch an unscheinbaren Orten interessante Fotospots entdecken. Das können Objekte sein, die sich für Interaktionen mit dem Model eignen, wie der Betonring oder der gelbe Poller. Achte dabei auch immer auf den Hintergrund. Wenn dieser zu unruhig ist, kannst du ihn bei Posen im Sitzen durch einen engen Bildausschnitt, einen erhöhten Standpunkt und eine offene Blende geschickt ausblenden.
Wenn du eine interessante Location findest, lohnt es sich jedoch, diese mit einem Weitwinkelobjektiv bewusst miteinzubeziehen. Das können beispielsweise interessante Torbögen mit Ranken oder außergewöhnliche Fassaden sein. Erstelle dir ein Moodboard zum Thema »Urban« auf Pinterest, damit du noch mehr Motivideen bekommst, die du beim nächsten Streifzug durch die Stadt umsetzen kannst.
Tipps zum Fotografieren in der Stadt
- Suche Locations, die möglichst menschenleer sind.
- Halte Ausschau nach interessanten Hintergründen und Gebäuden.
- Halte dich von privatem und abgesperrtem Gelände fern.
- Wähle eine Location, die zum Outfit passt.
- Sei kreativ und probiere verschiedene Perspektiven aus.
Noch mehr Shooting-Beispiele, Motivideen und Tipps dazu, wie Dir überall und jederzeit professionelle Porträts gelingen, findest Du in Vitali Brikmanns Buch »Portraits on Location«.
Die Inhalte und Bilder auf dieser Seite stammen aus dem Buch »Portraits on Location«. Text und Bilder: © Vitali Brikmann (Abweichungen sind direkt am Bild angegeben)