Blitzfotografie:
Aufsteckblitz und Zubehör kreativ einsetzen
Ein Systemblitz gehört zur Kameraausrüstung, weil er die kreativen Möglichkeiten der Fotografie enorm erweitert. Lesen Sie im Folgenden, dass der Einsatz von Blitz, Diffusor und Reflektor kein Hexenwerk ist und das Fotografieren auch in schwierigen Lichtsituationen ermöglicht.
Wann fotografiere ich mit Blitz? Sieben Gründe für den Einsatz von Blitzlicht
Einige Fotografinnen und Fotografen benutzen generell kein Blitzlicht – aus technischer Sicht ist das auch kein Problem. Allerdings gibt es Aufnahmesituationen, in denen das vorhandene Licht für Ihr Motiv unvorteilhaft ist. Es wird kein gutes Foto entstehen – egal, wie hoch die Empfindlichkeit des Sensors und wie lichtstark Ihr Objektiv auch sein mag. Wenn Sie also generell auf Blitzlicht verzichten, verschenken Sie viel Potenzial, das Ihnen die moderne Aufnahmetechnik bietet.
Idealerweise sollten Sie den Einsatz von Blitzlicht nicht – in erster Linie – von der Helligkeit des Motivs abhängig machen, sondern von Ihren Vorstellungen für die Lichtgestaltung. Der Nutzen von Blitzlicht ist also nicht immer einfach nur »mehr Licht«, sondern eine bessere Qualität des Lichts. Die in diesem Teil beschriebenen Blitztechniken werden weiter unten erklärt. Sieben Gründe für den Einsatz von Blitzlicht:
1. Formen modellieren
In einem Bild werden dreidimensionale Formen hauptsächlich durch das Licht wahrgenommen. Mithilfe von Blitzlicht und entsprechenden Lichtformern liegt daher die Gestaltung ganz in Ihrer Hand.
Bei einem solchen Porträt gilt es, über einen sanften Helligkeitsverlauf die runde Form des Kopfes zu betonen. Das Gesicht sollte ohne störenden Schlagschatten gleichmäßig hell beleuchtet sein, während die Schläfen dunkel bleiben. Das erreichen Sie mit einer großen Softbox, die sich links von der Kamera befand. Von unten können Sie das Gesicht mit einem Reflektor aufhellen, daher sind in beiden Augen je zwei Lichtreflexe zu sehen. Um Reflexionen von der weißen Wand zu verhindern, hängen Sie rechts neben dem Modell ein schwarzes Tuch als Lichtschlucker auf. Ein zweites Blitzgerät erzeugte den Verlauf im Hintergrund. Dadurch heben sich auf der linken Seite die dunklen Haare klar konturiert vom grauen Hintergrund ab. Auf der rechten Seite sorgte der dritte Blitz als Gegenlicht für eine dezente Lichtkante, sodass sich auch hier die Haare und der Hals vom Hintergrund trennen.
2. Detailauflösung verbessern
Mit dem richtigen Licht können Sie selbst feinste Strukturen sichtbar machen und so die Detailauflösung steigern. Dafür sollte das Licht nicht zu hart, aber auch nicht zu weich sein. Insbesondere kleine Softboxen sind für diesen Zweck sehr gut geeignet.
Wenn Sie beispielsweise das Fell eines Hundes zum Glänzen bringen möchten, ist es entscheidend, dass Ihr Licht aus der richtigen Richtung kommt. Stellen Sie zwei Blitze seitlich hinter dem Tier auf, eine Softbox sorgt von vorn für eine leichte Aufhellung. Die kurze Leuchtzeit des Blitzlichts sorgt dafür, dass auch die kleinste Bewegungsunschärfe eliminiert wird, und steigert so zusätzlich den Schärfeeindruck.
3. Bildkontrast verbessern
Porträts gegen den Himmel zu fotografieren, ist immer eine besondere Herausforderung. Denn meistens ist entweder der Himmel überstrahlt oder das Gesicht zu dunkel. Durch die Verwendung von Blitzlicht können Sie dieses Problem lösen, indem Sie die Belichtung auf den Hintergrund einstellen und mit dem Blitz die Schatten aufhellen. Bei diesem Bild wurde mit einem Aufsteckblitz auf der Kamera geblitzt.
4. Strukturen sichtbar machen
Durch Seitenlicht können Sie Formen und Strukturen betonen und auf diese Weise sichtbar machen. Das anschaulichste Beispiel dafür ist ein Relief, denn es kommt nur bei seitlicher Beleuchtung richtig zur Geltung.
Bei einem solchen Kirchenportal ist die Ausleuchtung der einzelnen Figuren und Ornamente nicht einfach. Unser Autor Stephan Haase hat hier die Multiblitztechnik bzw. Wanderblitztechnik angewendet. Dabei machen Sie mehrere Aufnahmen mit verschiedenen Standorten für Ihren Blitz und fügen diese später in der Bildbearbeitung am Computer zu dem endgültigen Kunstwerk zusammen. Bei statischen Motiven sind so mit nur einem Blitzgerät aufwendige Ausleuchtungen möglich.
5. Besondere Farbakzente setzen
Alltagsgegenstände spannend und interessant abzubilden ist ein großes Ziel. Neben einer besonderen Perspektive und einer guten Lichtgestaltung können Sie bei der Blitzfotografie auch die Farbe als Effekt einsetzen. Dazu brauchen Sie nichts weiter als farbige Folie.
Insbesondere technische Motive lassen sich dadurch aufpeppen. Diese Computerplatine wurde beispielsweise mit drei Blitzgeräten ausgeleuchtet, wobei zwei verschiedene Farbfolien zum Einsatz kamen.
6. Bewegungen einfrieren
Durch die sehr kurze Leuchtdauer von Blitzlicht können Sie schnell bewegte Objekte scharf aufnehmen. Daher sind beispielsweise Tropfen und ins Wasser fallende Gegenstände ein beliebtes Motiv in der Blitzfotografie.
Die beste Schärfe erreichen Sie, indem Sie die Belichtungseinstellungen so wählen, dass die Aufnahme ohne Blitzlicht schwarz wäre, denn dann wird das Motiv ausschließlich vom Blitzlicht beleuchtet. Wenn Sie auf besondere Technik (wie beispielsweise eine Lichtschranke) zur Auslösung der Kamera verzichten, erfordert es natürlich etwas Geschick und Ausdauer, den richtigen Moment zu treffen. Dafür macht ein gutes Ergebnis dann aber umso mehr Freude. Die Blüte wurde mit jeweils einem Blitz von rechts und links beleuchtet, der dritte Blitz sorgte mit einer grünen Farbfolie für den farbigen Hintergrund.
7. Kreative Bewegungseffekte
Während es beim Einfrieren von Bewegungen darum geht, das Umgebungslicht möglichst auszublenden, wird es hier bewusst zur Gestaltung eingesetzt. Grundsätzlich kann alles, was in Bewegung ist, Spuren oder Wischeffekte erzeugen. Wichtig ist nur, dass Sie die Belichtungszeit an das Tempo der Bewegung anpassen. Je nachdem, ob Sie den Blitz auf den ersten oder den zweiten Verschlussvorhang synchronisieren, wird dementsprechend der Anfang oder das Ende einer Bewegung durch das kurze Blitzlicht eingefroren. Um interessante Bewegungseffekte zu erzeugen, kommt es auf eine gute Balance zwischen den beiden Lichtarten an. Über die Blende und den ISO-Wert müssen Sie das Umgebungslicht so steuern, dass es deutlich sichtbar, aber wesentlich dunkler als das Blitzlicht ist.
Alle oben stehenden Fotos: © Stephan Haase
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Die technischen Grundlagen der Blitzfotografie
Jedes Blitzgerät gibt über einen extrem kurzen Zeitraum sehr hohe Energie ab und erzeugt dabei einen intensiven Lichtblitz. Um eine solch enorme Energiemenge für den Blitz bereitzustellen, wird über eine Zeitspanne von mehreren Sekunden Strom aus Akkus in einem Kondensator gesammelt und dann als Gesamtladung mit hoher Stromspannung bei der Blitzzündung wieder abgegeben.
Ein Hinweis vorab: Das Know-how rund um Kameras, Objektive und die richtige Belichtung lesen Sie in unserem Artikel zu den technischen Grundlagen der Fotografie.
Belichtungszeit und Blitzsynchronisation
Der Mann und das Motorrad wurden mit einem Reflexschirm und drei Systemblitzgeräten indirekt beleuchtet [28 mm | ƒ 8 | 1/100 s | ISO 100 | Funktransmitter, E-TTL].
Die Leuchtdauer des Blitzes reicht von etwa 1/1.000 Sekunden bis herab zu 1/50.000 Sekunden. In jedem Fall leuchtet der Blitz viel kürzer als die in der Fotografie üblichen Belichtungszeiten. Das bedeutet, dass der Verschluss der Kamera und die Zündung des Blitzes zeitlich genau aufeinander abgestimmt sein müssen. Diese Abstimmung nennt man Blitzsynchronisation. Nur wenn der Blitz bei offenem Verschluss gezündet wird, erfolgt eine korrekte Belichtung des Bildes. Etwas zu früh oder etwas zu spät, und das Bild bleibt dunkel. Deshalb sollten Sie wissen, wie die Belichtungszeit und die Blitzsynchronisation zusammenhängen.
Schlitzverschluss und Blitzsynchronzeit
Moderne Kameras sind mit einem sogenannten Schlitzverschluss ausgestattet. Die beiden Vorhänge (1) und (2) des Verschlusses bewegen sich bei der Belichtung über das Bildfenster und geben so den Sensor frei. Bis zu einer bestimmten kürzesten Belichtungszeit, meistens 1/200 oder 1/250 Sekunden, wird das Bildfenster dabei komplett freigegeben (3). Wird die Belichtungszeit jedoch kürzer als diese Zeit, wird das Bild nur noch durch einen schmalen Schlitz hindurch belichtet, der über das Bildfenster wandert. Bei Aufnahmen ohne Blitz müssen Sie sich darüber keine Gedanken machen. Sobald Sie jedoch blitzen wollen, darf die Belichtungszeit, bei der das Bildfenster gerade noch vollständig freigegeben wird, nicht unterschritten werden. Nur dann wird das ganze Bild durch den Blitz belichtet. Diese Belichtungszeit wird daher Blitzsynchronzeit genannt. Wird die Belichtungszeit kürzer als die Blitzsynchronzeit, würde nur noch ein Streifen des Bildes vom Blitz belichtet werden (4), und Sie würden nur einen Teil des Bildes sehen – der Rest des Bildes wäre schwarz. Deshalb sollten Sie unbedingt die Blitzsynchronzeit Ihrer Kamera kennen und berücksichtigen.
Hinweis: Einige neuere Kameras verhindern, dass eine Aufnahme gemacht wird, wenn die Blitzsynchronzeit unterschritten wird. Sobald das Blitzgerät eingeschaltet wird, können Sie in keinem der Belichtungsprogramme – auch nicht im manuellen Modus – eine Belichtungszeit einstellen, die kürzer als die Blitzsynchronzeit ist.
Kurzzeitsynchronisation
Mit aktivierter Kurzzeitsynchronisation wird der Blitz während der kompletten Belichtungszeit zur »Dauerlichtquelle.«
Um kürzere Belichtungszeiten als die Blitzsynchronzeit beim Blitzen nutzen zu können, haben sich die Blitzgerätehersteller einen Trick ausgedacht. Im normalen Betrieb gibt das Blitzgerät nur einen starken Blitz ab, sobald der Verschluss vollständig geöffnet ist. Bei kürzeren Belichtungszeiten kann die Kurzzeitsynchronisation, auch High-Speed-Synchronisation (HSS) genannt, aktiviert werden. Dabei wird während der Belichtung eine schnelle Folge von kurzen Blitzen gezündet. Das Blitzgerät wird so zu einer Dauerlichtquelle, wenn auch nur für Sekundenbruchteile. Dazu muss aber die Lichtleistung stark reduziert werden. Kontrollieren Sie Ihre Aufnahmen direkt, um sicherzustellen, dass Ihr Motiv vom Blitz ausreichend beleuchtet wurde.
Erster oder zweiter Verschlussvorhang
Die Auslösung des Blitzes kann erfolgen, sobald der erste Verschlussvorhang des Schlitzverschlusses das Bildfenster komplett freigegeben hat und bevor der zweite Verschlussvorhang es wieder verschließt. Bei den üblichen kurzen Belichtungszeiten macht es keinen Unterschied, auf welchen Verschlussvorhang der Blitz synchronisiert wird. Bei langen Belichtungszeiten und Blitz kann es dagegen bei sich bewegenden Motiven einen Unterschied geben. Bei der Synchronisation auf den ersten Vorhang blitzt die Kamera bei Beginn der Belichtung und belichtet anschließend mit dem vorhandenen Umgebungslicht weiter. Beim Blitzen auf den zweiten Verschlussvorhang dagegen wird der Blitz erst am Ende der Belichtungszeit ausgelöst, kurz bevor sich der Verschluss wieder schließt. In Sonderfällen kann diese Einstellung vorteilhaft sein, etwa wenn Sie Lichtspuren von Lampen oder Feuer aufnehmen wollen. Diese Blitzfunktion aktivieren Sie in Ihrem Kameramenü oder direkt am Blitz.
In den meisten Fällen ist die Einstellung Synchronisation auf den ersten Vorhang sinnvoll. Nur dann können Sie im Sucher sehen, was Sie beim Auslösen des Blitzes wirklich fotografieren.
Praxisprojekt: Blitzen im Heimstudio
Mit dem Blitzlicht von der Seite lassen sich die Konturen der Streichhölzer betonen.
Der Einstieg in die Blitzfotografie gelingt schon mit einfachen Mitteln – hier am Beispiel eines Makrofotos.
Bei der Blitzfotografie ist es von Vorteil, zu Hause zu beginnen, denn in den eigenen vier Wänden sind Sie von allen Umwelteinflüssen unabhängig. Sie haben als Fotografin oder Fotograf die Lichtführung unter Kontrolle – unabhängig von der Tageszeit. Machen Sie zu Anfang einige Bildserien, um ein Gefühl für die Schärfentiefe zu bekommen. Um Erfahrungen mit der Ausleuchtung zu sammeln, genügt ein ganz einfaches Motiv wie beispielsweise eine Reihe Streichhölzer (Motiv aus der Makrofotografie). Experimentieren Sie beispielsweise mit einem externen Blitzgerät auf einem Standfuß! Je nachdem, ob Sie die der Kamera zu- oder abgewandte Seite der Streichhölzer beleuchten, entsteht ein ganz anderer Bildeindruck. Das Umgebungslicht spielt hier keine Rolle, da es durch die kurze Verschlusszeit komplett ausgeblendet wird.
Interner Blitz vs. Aufsteckblitz
Oft wird das Blitzgerät nur im Notfall benutzt. Also dann, wenn es zu dunkel ist, um verwacklungsfrei aus der Hand zu fotografieren. In solchen Fällen ist es natürlich ein unschätzbarer Vorteil, wenn die Kamera ein integriertes Blitzgerät hat. Man hat es immer dabei, es ist klein, leicht und benötigt keine zusätzlichen Batterien. Der eingebaute Blitz dient zum Aufhellen von Schattenbereichen oder als Hauptlicht im Nahbereich. Allerdings ist er recht leistungsschwach, und Sie stoßen damit schnell an dessen technische Grenzen. Entscheidender ist jedoch die kreative Beschränkung, die Sie sich mit dem integrierten Blitz auferlegen. Wenn Sie die kreativen Möglichkeiten der Blitzfotografie ausnutzen wollen, dann geht an einem Aufsteckblitz kein Weg vorbei.
Neben der höheren Leistung haben Aufsteckblitze weitere Merkmale, die sie von den internen Blitzen unterscheiden. Am wichtigsten ist vielleicht der dreh- und schwenkbare Reflektor, der es ermöglicht, den Blitz gegen die Decke oder eine Wand eines Raumes zu richten und somit indirekt zu blitzen. Außerdem können Sie mit einem externen Blitzgerät ein oder mehrere andere Blitzgeräte steuern und so aufwendige Beleuchtungssituationen realisieren. Aufsteckblitzgeräte werden im Blitzschuh auf der Kameraoberseite angebracht.
Wichtig für den Kauf: Die Leistung eines Aufsteckblitzgeräts wird als sogenannte Leitzahl angegeben. Je höher diese ist, desto leistungsfähiger ist das Blitzgerät und desto größer dessen Reichweite. Die stärksten Blitze haben eine Leitzahl von 58 oder 60. Diese Geräte sind natürlich groß, schwer und teuer, bieten dafür aber alle kreativen Möglichkeiten. Ein guter Mittelwert und für viele Zwecke ausreichend sind Leitzahlen um 40. Zum Vergleich: Der interne Blitz hat eine Leitzahl zwischen 10 und 16.
Der Studioblitz
Ein externer Belichtungsmesser, der über ein Blitzkabel oder per Funkmodus Ihren Studioblitz auslösen kann.
Studioblitze dienen aufgrund ihrer Helligkeit und ihrer Blitzsynchronzeit von ca. 1/250 Sekunden stets als Hauptlicht. Sie bieten maximale Kontrolle über die Lichtsetzung und können mit zahlreichen Lichtformern modifiziert werden. In der Regel werden im Studio Lichtsets mit einem Studioblitz oder mit bis zu drei Studioblitzen verwendet. Sie sind nur stationär einsetzbar, da zu ihrem Einsatz immer eine Stromquelle benötigt wird.
Mit einem Studioblitz müssen Sie immer manuell belichten, denn der Studioblitz wird erst bei der tatsächlichen Belichtung – also beim Auslösen – aktiviert. Ein Messblitz wie beim internen Blitz oder Aufsteckblitz (siehe unten) wird vorab nicht ausgesendet, deshalb ist eine Belichtungsmessung durch die Kamera nicht möglich. Um die richtigen Werte zu ermitteln, benötigen Sie zwingend einen externen Belichtungsmesser, der mit Ihrem Studioblitz gekoppelt ist und so eine korrekte Messung des Lichts vornehmen kann.
Die verschiedenen Blitzmodi
Moderne Blitzgeräte sind technisch so ausgereift, dass sie in Kombination mit aktuellen Kameramodellen fast narrensicher funktionieren und auch Ungeübten gute Ergebnisse liefern. Dennoch sollten Sie sich mit den verschiedenen Blitzmodi vertraut machen, falls Sie einmal einen besonderen Blitzeffekt erreichen oder diesem auch bewusst entgegensteuern möchten.
TTL-Modus – Through The Lens
Moderne Blitzgeräte, auch die internen Blitze der Kameras, kommunizieren mit der Kamera und steuern die Blitzleistung je nach Motiventfernung und Umgebungslichtverhältnissen. Dazu wird vor der eigentlichen Aufnahme ein Messblitz abgegeben und das vom Motiv reflektierte Licht durch das Objektiv (Through The Lens) gemessen. Zusammen mit der Umgebungslichtmessung berechnet die Kamera dann eine ausgewogene Gesamtbelichtung aus Umgebungslicht und Blitzlicht. Die Blitzleistung wird für die Aufnahme entsprechend angepasst. Je nach Hersteller des Blitzgerätes wird diese Funktion E-TTL oder i-TTL genannt.
Blitzbelichtungskorrektur
Auch im automatischen E-TTL-/i-TTL-Betrieb können Sie die Blitzleistung jederzeit an Ihre Bedürfnisse anpassen und damit das Verhältnis von Umgebungslicht und Blitzlicht in gewissen Grenzen steuern. Die Blitzbelichtungskorrektur können Sie entweder an der Kamera oder am Blitzgerät selbst einstellen. Sie ist durch ein kleines Symbol gekennzeichnet (im Bild links). Wie auch die – generelle – Belichtungskorrektur in den verschiedenen Belichtungsprogrammen ist die Korrektur der Blitzleistung meistens in Drittel-Belichtungsstufen möglich. In diesem Fall ist eine Blitzbelichtungskorrektur von -2/3 eingestellt worden.
Automatikmodus
Im Automatikmodus wird kein Messblitz abgegeben, sondern die vom Motiv reflektierte Lichtmenge wird während der Belichtung von einem Lichtsensor direkt am Blitzgerät gemessen. Der Blitz wird automatisch abgeschaltet, sobald die für eine korrekte Belichtung ausreichende Lichtmenge erreicht ist. Da nur das reflektierte Licht gemessen wird, funktioniert dieser Modus gut bei Motiven mit mittlerem Grauwert. Dunkle Motive werden dabei schnell überbelichtet, helle Motive hingegen eher unterbelichtet.
Stroboskopblitz
Beim Stroboskopblitz werden mehrere gleich starke Blitze während der Belichtungsdauer Ihres Fotos hintereinander abgegeben. In Kombination mit einer langen Verschlusszeit können Sie damit mehrere aufeinanderfolgende Bewegungen in einem einzigen Bild festhalten – etwa einen hüpfenden Ball. Beim Stroboskopblitz können Sie die Blitzleistung, die Anzahl der Blitze und die Blitzfrequenz (Blitze pro Sekunde) einstellen. Im Beispielbild wurde der Tennisball während der Belichtungszeit von einer Sekunde mehrmals belichtet und damit mehrmals in einem Bild eingefangen.
Manueller Modus
Links: Bei dieser Aufnahme mit Available Light ohne Blitz wird der Himmel bei korrekter Belichtung des Modells sehr hell aufgezeichnet. Rechts: Dasselbe Motiv, bei dem das Modell von links mit einem entfesselten Blitz im manuellen Modus aufgehellt wurde. Der Himmel wird dadurch wesentlich dunkler und stimmungsvoller abgebildet.
Im manuellen Modus gibt das Blitzgerät immer die volle Leistung ab oder je nach Einstellung einen Bruchteil dieser Leistung. Blitzgeräte lassen sich in diesem Modus von 1/1 über mehrere Blendenstufen (Lichtwerte) bis hin zu 1/64 oder 1/128 herunterregeln. Dabei werden weder Kameraeinstellungen wie Blende oder ISO-Wert noch die Intensität des Umgebungslichts einbezogen. Vermutlich müssen Sie verschiedene Einstellungen testen, um die gewünschte Blitzintensität für Ihr Motiv zu erhalten.
Praxisprojekt: Blitzen in der Landschaftsfotografie
Das Blitzlicht hellt den Boden und ein wenig auch den Stein auf, und die Unterbelichtung sorgt für einen stimmigen Hintergrund [18 mm | ƒ 20 | 1/30 s | ISO 400 | -1 2/3 EV | Speedlite 580EX II, Weitwinkel-Streuscheibe].
Bei diesem Bild mit dem Lavastein ist es aufgrund des Gegenlichts und des tiefen Kamerastandpunkts wichtig, den Vordergrund breitflächig auszuleuchten. Eine Weitwinkel-Streuscheibe hilft dabei (mehr dazu im weiteren Verlauf des Artikels). Zusätzlich kommt hier die Methode des Unterbelichtens zum Tragen, um das intensive Blau des Himmels zu erhalten und die über den Stein blinzelnde Sonne so abzubilden, dass sie nicht überbelichtet wird. Das ist ein Beispiel für den Einsatz von Blitzlicht in der Landschaftsfotografie. Sie wollen mehr zum Fotografieren bei Gegenlicht erfahren? Dann werfen Sie gerne einen Blick in unseren Artikel zum Fotografieren im Urlaub. Darin finden Sie auch Motivtipps für beeindruckende Urlaubsfotos.
Oben stehende Fotos ab »Die technischen Grundlagen der Blitzfotografie«: © Kyra und Christian Sänger (1, 11), © Simone und Rainer Hoffmann (2, 3, 4, 8), © Stephan Haase (5, 6), © Marion Hogl (7, 9, 10)
Indirekt und entfesselt blitzen
Ein direkt in Aufnahmerichtung geblitztes Bild ist selten schön und wirkt oft flach und unnatürlich. Gute Alternativen sind ein indirekter oder auch ein entfesselter Blitz.
Links sehen Sie das automatisch geblitzte Bild. Rechts wurde dasselbe Motiv indirekt gegen die Decke geblitzt. Das Licht ist deutlich weicher, der Hintergrund heller, und die hässlichen Schlagschatten sind ebenfalls verschwunden.
Steuern Sie die Richtung des Lichts! Eine gute Möglichkeit für bessere Blitzfotos ist indirektes Blitzen, also das Streuen des Blitzlichts über eine Wand oder die Decke. Die meisten Aufsteckblitze verfügen dazu über einen schwenkbaren Blitzkopf, den Sie am besten im 45°-Winkel nach oben und rechts einstellen. Dann können Sie, ohne den Blitzreflektor zu verstellen, sowohl im Hochformat als auch im Querformat fotografieren, und Ihr Motiv wird nicht direkt vom Licht getroffen.
Rote Augen
Der Effekt der roten Augen entsteht durch Blitzgeräte, die in der Nähe der optischen Achse platziert sind – speziell also beim internen Blitz. Dabei wird das Blitzlicht von der stark durchbluteten Netzhaut reflektiert, wenn das Modell direkt in die Kameralinse blickt. Blitzen Sie indirekt oder platzieren Sie den Blitz möglichst weit entfernt von der optischen Achse, zum Beispiel als entfesselten Blitz (siehe unten), tritt dieser Effekt nicht auf. Die meisten modernen Blitze zünden einen Vorblitz, um die Pupillenöffnung zu verkleinern und damit die Reflexion auf der Netzhaut zu verringern. Im Zweifel muss der Rote-Augen-Effekt nachträglich in der Bildbearbeitung entfernt werden.
Sehr hohe Decken oder dunkle Wände sind nicht für indirektes Blitzlicht geeignet, da hier kaum Licht reflektiert wird. Ideal sind niedrige, helle Decken und helle Wände, dann erzeugt der indirekte Blitz ein weiches und natürliches Licht ohne Schlagschatten.
Praxistipp: Beim indirekten Blitzen verliert man im Gegensatz zum direkten Blitzen zwei bis drei Blendenstufen an Licht. Der Blitz muss deshalb bei gleicher Belichtung wesentlich stärker blitzen. Ein Blitz mit geringer Leitzahl ist hier unter Umständen überfordert. Ebenso sollten Sie besonders auf volle Akkus achten.
Durch indirektes Blitzen können Sie Ihre Blitzfotos bereits deutlich verbessern. Richtig professionell werden Ihre Blitzfotos, wenn Sie Ihren Blitz nicht im Blitzschuh der Kamera nutzen, sondern räumlich getrennt als sogenannten entfesselten Blitz einsetzen. Dann können Sie die Richtung des Blitzlichts exakt bestimmen und einen seitlichen Lichteinfall oder auch Gegenlicht einsetzen. Die meisten modernen Kameras erlauben das entfesselte Blitzen durch Zubehör wie ein Blitzkabel, einen Funkauslöser auf dem Blitzschuh oder einen Infrarotauslöser, die alle einen entfesselten, also nicht direkt mit der Kamera verbundenen, Blitz steuern.
Funkbasierte Systeme sind zuverlässig und flexibel. Moderne Funkauslöser, die sogar die TTL-Messung unterstützen, liefern im Normalfall jederzeit ein optimal belichtetes Bild. Neueste Kameramodelle in Verbindung mit Blitzgeräten der neuesten Generation können den Blitz unter Umständen auch direkt ohne Zubehör drahtlos auslösen.
Catchlight für Porträtfotos
Viele Aufsteckblitze haben oberhalb des Reflektors eine kleine weiße Plastikscheibe, die man herausziehen kann. Bei Porträtfotos mit indirektem Blitz erzeugt diese weiße Fläche einen kleinen Reflex in den Augen. Dieser Reflex wird auch Catchlight genannt und macht ein Porträt etwas lebendiger. Damit das Catchlight deutlich in den Augen sichtbar ist, dürfen Sie nicht zu weit von Ihrem Motiv entfernt sein. Sie suchen mehr Know-how dazu, wie Sie Menschen gekonnt und kreativ on Location in Szene setzen? In unserem Artikel erhalten Sie nützliche Tipps zur Porträtfotografie.
Oben stehende Fotos ab »Indirekt und entfesselt blitzen«: © Marion Hogl (1, 3), © Simone und Rainer Hoffmann (2, 4)
Sinnvolles Zubehör: Diffusoren, Softbox und Reflektor
Das harte, gerichtete Licht des Blitzes mag niemand wirklich gern. Die Zubehörhersteller haben das erkannt und bieten eine riesige Palette von Vorsätzen für den Blitzreflektor an. Das reicht von einfachen Reflektoren aus Pappe bis hin zu aufwendigen Softboxen, die auch für den Einsatz im Studio geeignet sind. Allen diesen Vorsätzen ist gemeinsam, dass sie die lichtabstrahlende Fläche gegenüber dem normalen Blitzreflektor vergrößern. Das Ziel beim Einsatz solcher Diffusoren ist, weiche Schatten zu erzeugen.
Blitzdiffusoren
Tatsächlich streut dieser Blitzvorsatz das Licht ein wenig. Einen großen Unterschied zum normalen Blitz werden Sie jedoch nicht sehen.
Der aufblasbare Blitzball ist eine einfache Lösung, um das – harte – Blitzlicht in weiches Licht zu transformieren.
Blitzdiffusoren streuen das Licht in verschiedene Richtungen. Sie eignen sich in erster Linie für das indirekte Blitzen in Innenräumen, wenn Wände oder Decken als Reflexionsflächen genutzt werden können und das gestreute Licht diffus auf das Motiv zurückgeworfen wird. Die Kontraste werden abgemildert, es entstehen weniger harte Schlagschatten und die Reflexion des Blitzlichts auf den Gegenständen oder der Haut fällt etwas schwächer aus.
Wenn Sie sehr lange Brennweiten nutzen, ist die Blitzreichweite oft zu gering, um das Motiv richtig auszuleuchten. Teleblitzvorsätze bündeln das Licht mit einer Fresnel-Linse und ermöglichen so auch den Einsatz des Blitzes bei Brennweiten von 300 mm oder mehr.
Die meisten Blitzgeräte leuchten maximal den Bildwinkel eines 24-mm-Objektivs aus. Bei kürzeren Brennweiten muss das Licht gestreut werden, damit die Ausleuchtung gleichmäßig ist. Dafür haben die Blitzgeräte eine Streuscheibe, die vor den Reflektor geklappt wird.
Ein weiterer Hinweis zur Ausrüstung: Der Fotofachhandel bietet Blitzvorsätze für besonders lange und kurze Brennweiten an, mit denen Sie die jeweilige Blitzleistung bündeln bzw. streuen können.
Softboxen
Mit einer Softbox erzielen Sie eine besonders sanfte Ausleuchtung, da das Blitzlicht über eine größere Fläche verteilt und dadurch stark gestreut wird. Um Personen oder Gegenstände besonders sanft auszuleuchten, gehören Softboxen in den Ateliers professioneller Studiofotografen daher zur absoluten Grundausstattung – vor allem bei Lichtaufbauten mit mehreren Blitzgeräten.
Softboxen sind ideal für den entfesselten Einsatz eines Aufsteckblitzes. Viele Modelle sind faltbar und so besonders flexibel und handlich.
Handreflektor
Wenn Sie in großen Räumen oder im Freien arbeiten, sind Diffusoren mangels Reflexionsflächen unwirksam. Zu viel des Lichts verpufft in der Umgebung und kommt gar nicht am Motiv an. Außerdem muss der Blitz mit voller Kraft arbeiten, was die Elektronik und die Akkus belastet und die Wiederaufladezeit verlängert. Daher ist es in solchen Situationen besser, das Blitzlicht mit Reflektoren zu lenken.
Nutzen Sie einen Handreflektor mit 50 bis 80 cm Durchmesser oder eine Styroporplatte über dem Blitz. Das Blitzlicht trifft auf den Reflektor oder die Styroporplatte und wird von dort auf Ihr Motiv umgeleitet. Das funktioniert beim Aufhellblitzen am Tag genauso gut wie bei Porträts in dunkler Umgebung. Sie müssen sich nur ein wenig daran gewöhnen, mit einer Hand zu fotografieren und den Reflektor mit der anderen Hand zu halten. Alternativ fotografieren Sie vom Stativ aus oder bitten eine zweite Person um Hilfe.
Oben stehende Fotos ab »Sinnvolles Zubehör: Diffusoren, Softbox und Reflektor«: © Simone und Rainer Hoffmann (1, 2, 3, 4), © Kyra und Christian Sänger (5)
Die Inhalte und Bilder auf dieser Seite stammen aus den Büchern »Digitale Fotografie«, »Fotografieren lernen von A bis Z«, »Fotografieren mit dem Nikon-Blitzsystem« und »Fotografieren mit den Canon Speedlites«.
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Sie wollen die Blitzfotografie richtig verstehen und ausreizen? Hier ist unser aktuelles Buchprogramm mit zahlreichen Tipps und Kniffen aus der Praxis.